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BIM

BIM im Lebenszyklus

Ein 3D-Gesamtmodell, das die jeweiligen Fachmodelle der Beteiligen zusammenführt und abbildet, ist der kleinste Fall des Einsatzes von Building Information Modeling (BIM). Wird dieses Modell mit seinen weiterführenden Daten zu den modellierten Teilen und Komponenten darüber hinaus zur Zeitplanung verwendet, so spricht man von 4D-BIM. Gibt es hierzu noch zusätzlich eine Kostenermittlung, ist das 5D-BIM und bei einer darauf aufbauenden intelligenten Verknüpfung von 3D-CAD-Komponenten oder -Baugruppen mit allen Aspekten von Informationen zum Projektlebenszyklus-Management 6D-BIM. Ein BIM-Projekt kann also auftragsabhängig erweitert werden, so dass auch die Projektsteuerung integriert und später die Liegenschaft mit dem Planungsmodell bewirtschaftet werden kann. Insbesondere hierfür spielt das Verwenden von umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Baustoffen eine wichtige Rolle.

BIM: Property Sets, Datenbanken, Reverse Engineering

Jedem Element des Gesamtmodells lassen sich beliebige Attribute und Eigenschaften zuweisen. Einige davon werden als minimales Richtmaß für die Übergabe der Elemente nach dem offenen Standard der Industry Foundation Classes (IFC) definiert. Sie sind in so genannten Property Sets (PSet) zusammengefasst. Für jedes Element/Bauteil, das mit IFC übertragen wird, lässt sich ein eigenes Paket an Eigenschaften gestalten. Sind PSet zum Beispiel mit Schadstoffdatenbanken verbunden, bietet dies eine zusätzliche Strukturierung der Bauteilinformationen für ein nachhaltiges Gebäude und seinen dementsprechenden Betrieb. Mögliche Quellen für eine solche Beurteilung sind:

  • WECOBIS, Informationen zu gesundheitlich- und umweltrelevanten Eigenschaften
  • Europäische Bauproduktenverordnung, EU-BauPVO, Merkmale und Klassifikationen von Bauprodukten
  • Europäische Chemikalienverordnung REACH, Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe
  • Bauregelliste des Deutschen Instituts für Bautechnik, DIBt, technische Baubestimmungen zur Erfüllung der Anforderungen der Bauordnungen der Bundesländer

Ratgeber: Digitales Planen und Bauen mit BIM

  • Der Nutzen von BIM
  • Rechtliche Aspekte bei BIM
  • Chancen und Risiken
  • BIM und das Urheberecht
Hier geht’s zum Ratgeber

Langfristig und auf den gesamten Lebenszyklus betrachtet machen diese Verknüpfungen und Detaillierungen Sinn, um einen wirklichen Mehrwert des 3D-Gesamtmodells und des Einsatzes von BIM für einen Gebäudebetreiber zu schaffen. Einen vom Betrieb aus gedachten Entwurf bezeichnet man als „Reverse Engineering“. Er bietet die Chance, von Anfang an die BIM-Ziele und -Anwendungsfälle des Auftraggebers für ein spezifisches Projekt in den Mittelpunkt zu stellen.

BIM und Betreiberverantwortung

Sind alle für die Nutzung notwendigen Daten bereits im 3D-Gesamtmodell vorhanden, können sie bei Verwendung des IFC-Formats vom Betrieb vollständig und automatisch erkannt, importiert und validiert werden. Das heißt, ohne zeit- und arbeitsintensive Informationsbeschaffung und anschließender manueller Dateneingabe bei schon laufender Nutzung. Damit entfällt für die am Bau Beteiligten die bisher lästige Pflicht, diese Unterlagen später speziell aufzubereiten und prüfen zu müssen. Im Gegenzug erhält der Bauherr die Sicherheit, dass die Inbetriebnahme rechtskonform abläuft. Diesen Nachweis hat er nicht, wird die Betreiberverantwortung erst im Nachhinein aufgebaut wird.