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Nachhaltigkeit und Lebenszykluskosten

Das 21. Jahrhundert steht vor zwei zentralen Herausforderungen: Dem Klimawandel und dem steigenden Ressourcenverbrauch, der wesentliche Rohstoffe und Energieträger knapp werden lässt. Das Bauwesen hat daran einen großen Anteil: Gebäude in Deutschland benötigen rund 50 Prozent aller der Erde entnommenen Stoffe, verursachen 60 Prozent der Abfälle und verbrauchen die Hälfte der produzierten Endenergie. Einer ganzheitlichen Betrachtung von Immobilien kommt deshalb bei der Umsetzung der Klima- und Umweltschutzziele eine entscheidende Bedeutung zu.

Ein Mittel, um den Ressourcenverbrauch und die Umweltauswirkungen eines Materials über den Lebenszyklus zu betrachten, ist die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment – LCA). Sie bilanziert den Lebensweg eines (Bau-)Stoffs über die Gewinnung, Herstellung und Verarbeitung – gegebenenfalls werden dabei auch Transport, Nutzung, Nachnutzung und Entsorgung berücksichtigt. Die Bilanzgrenze bestimmt, welche Informationen mit einer LCA gewonnen werden können.

Definitionen: Lebenszykluskosten und Ökobilanz

Die Kosten innerhalb eines Lebenszyklus (Life Cycle Costing – LCC) können wiederum mit einer Kostenmanagement-Methode ermittelt werden. Sie betrachtet die Entwicklung eines Produkts von der Idee bis zur Rücknahme vom Markt, so zusagen von der „Wiege bis ins Grab“ („from cradle to grave“). Hier sind nur die Ausgaben (negativen Zahlungsströme) von Interesse, die Einnahmen/Erlöse werden vernachlässigt. Eine erweiterte Sicht davon stellt das Prinzip „Wiege zu Wiege“ („from cradle to cradle“) dar, das sich auch mit der Wiederverwendbarkeit von Stoffen beschäftigt. Ziel ist hier ein Denken und Handeln in geschlossenen Stoffkreisläufen.

Die ISO 14044 definiert das Vorgehen bei der Ökobilanzierung. Sie fasst die ISO-Normen 14041 bis 14043 zusammen. Auf Basis der Materialaufwendungen rechnet sie Herstellung und Produktionsprozesse eines Produkts in Auswirkungen wie Emissionen um. Sie bezieht sich nicht nur auf Bauprodukte, sondern ist ein allgemeingültiges Verfahren. Es kann auf jeden Prozess, also auch auf Dienstleistungen, Produktionsverläufe oder Wirtschaftseinheiten, angewendet werden. Die ISO 14044 bildet gemeinsam mit der ISO 14040 den Standard für eine normkonforme Ökobilanzierung.

 

Mit Nachhaltigkeit zum Erfolg bei öffentlichen Ausschreibungen

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Nachhaltigkeit dokumentieren

Eine vollständige Ökobilanz umfasst grundsätzlich eine Definition von Ziel und Untersuchungsrahmen (Umfang), eine Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und die Auswertung. In Deutschland gelten dafür aktuell folgende Regelungen:

Die Auswertung einer Ökobilanz fasst die Kernaussagen von Sach- und Wirkungsbilanz zusammen und bewertet sie in einem Ergebnisbericht. Hier sind auch nicht bilanzierte, aber trotzdem für einen Anwender relevante Daten, wie beispielsweise die Dauerhaftigkeit eines Materials, darzustellen. Somit werden letztlich Empfehlungen für den Einsatz und die Nutzung eines Produkts oder eines Prozesses gegeben.