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Service, Nachrichten
18.02.2019, Schleswig-Holstein

„Faire“ IT-Hardware für Schleswig-Holstein

Wissenschaftseinrichtungen in Schleswig-Holstein fordern bei der Vergabe von IT-Hardware ein Bekenntnis zu sozialen Belangen von den Herstellern. Welche Erfahrung haben die Beschaffer bisher gemacht?

Die im Verbund ITSH-edu zusammengeschlossenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein haben sich 2017 entschlossen, die faire Herstellung von IT-Hardware in verstärktem Umfang zu unterstützen und bei Ausschreibungen sozialen Belangen einen höheren Stellenwert einzuräumen. Oft gehören schlechte Arbeitsbedingungen und prekäre Löhne in den Herstellerländern zur Kehrseite der großen Nachfrage von Computern und Co. Die Erfahrungen der ersten Ausschreibungsrunde stimmen nach Angaben von Thomas Starck recht hoffnungsvoll. Starck ist für die IT-Beschaffung an der Europa-Universität Flensburg verantwortlich.

Weitgehend unbekanntes Terrain

Bei der Ausschreibung betraten die Vergabestellen selbst weitgehend unbekanntes Terrain. Sollte man die Anforderungen der International Labour Organization (ILO) einzeln auflisten? Welches Land sollte die Anforderungen erfüllen – das, in dem sich der Sitz des Herstellers befand oder das der Produktionsstätte? Schließlich entschied man sich, eine Selbstverpflichtung der Hersteller anzuerkennen, dazu aber eine unabhängige Kontrolle zu etablieren – darauf wurde in der Ausschreibung auch hingewiesen. „Wir hatten ein wenig Angst, dass dann kein Bieter mehr mitmacht“, erzählt Starck. Aber es seien dieselben Firmen im Spiel geblieben, die sich sonst auch an den Ausschreibungen beteiligt hätten.

Allerdings habe es viele Nachfragen gegeben – etwa, wie tief die Lieferkette zurück verfolgbar und transparent sein müsse. Aufgrund der Ausschreibung hätten sich Verantwortliche von Epson beispielsweise auch einmal persönlich in ihren Produktionsstätten umgesehen. „Das hat uns gezeigt, dass diese Anforderungen noch nicht Standard sind“, meint Starck, der sich dennoch freut, dass sich auf Seiten der Hersteller „etwas bewegt“ habe.

„Weg mit Modellcharakter“

Überhaupt habe er aus seinem Arbeitsalltag heraus das Gefühl, dass viele Anbieter und Lieferanten zunächst in den Startlöchern standen und darauf gewartet hätten, dass soziale Belange oder andere Nachhaltigkeitskriterien stärker von den Vergabestellen abgefragt würden. Allerdings habe sich auf Seiten der Beschaffer wenig getan. Starck hofft dennoch, dass das Beispiel aus Schleswig-Holstein Schule mache. „Unser Weg hätte Modelcharakter“, ist er überzeugt.

Für die Kontrolle hat sich ITSH-edu der Nichtregierungsorganisation „Electronics Watch“ angeschlossen, einer unabhängigen Monitoring-Organisation, die öffentliche Auftraggeber dabei unterstützt, ihre Verantwortung für den Schutz der Arbeitsrechte in der globalen Lieferkette der Elektronikindustrie wahrzunehmen. Die Universitäten und Hochschulen berichten laut Starck an Electronic Watch, was bestellt wurde, und die Kontrolleure der Organisation gingen dann in die Betriebe der Hersteller und machten sich ein Bild. Einmal im Jahr berichte Electronic Watch an das edu-Netzwerk.

Unter den neuen Anforderungen sollen in den Hochschulen des Verbundes bis zum Jahr 2020 Hardware wie PCs, Drucker, Bildschirme und Server mit einem Auftragsvolumen von etwa zehn bis zwölf Millionen Euro beschafft werden. Dazu wurden Rahmenverträge abgeschlossen.

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